Lesen gegen den Sonnenschein

Der zweite hannoversche Tolkien-Lesetag mit besonderen Herausforderungen

Ein Bericht von Uli

Am Ende sind eigentlich alle recht zufrieden. Immer wieder sind Leute stehengeblieben oder haben sich gar hingesetzt, um Tolkiens Werken zu lauschen, die da im Forum von Schmorl u.v. Seefeld zu Gehör gebracht wurden.

Bereits zum zweiten Mal war der hannoversche Tolkienstammtisch zu Gast in Hannovers Traditionsbuchhandlung am Kröpcke. Da kam einem so manches schon vertraut vor. Der Aufbau ging zügig vonstatten und nach einem kurzen Soundcheck konnten bereits die ersten Stücke aus Tolkiens Werken inmitten einer einladenden und ansprechend dekorierten Sitzecke vorgetragen werden.

Aller Anfang ist bekanntlich schwer und so brauchte der Lesetag auch ein bisschen Anlauf, um richtig in Fahrt zu kommen. Das zugegebenermassen wunderschöne Frühlingswetter mit seinen warmen Sonnenstrahlen war sicherlich die stärkste Konkurrenz und so war denn allgemein eher wenig los in den Räumen der Buchhandlung. Erst ab Mittag füllte sich das erste Obergeschoss rund um unseren Vorlesetisch immer mehr.

Zunächst also galt es, Präsenz zu zeigen und tapfer gegen den Sonnenschein anzulesen. Man musste am besten gemeinsame Sache mit dem Wetter machen und dazu eignete sich der Anfang des "Hobbits" ganz wunderbar, wo Bilbo Beutlin bei ebenfalls herrlichem Frühlingswetter vor seiner Höhle sitzt, Rauchringe in den Himmel schickt und überraschenderweise von Gandalf, dem Zauberer, besucht wird, der nichts besseres zu tun hat, als unseren ehrenwerten Hobbit in ein Abenteuer zu schicken. Das zog - die ersten Besucher blieben länger und hörten gespannt zu.

Ein erster Kontrapunkt war eine Lesung aus dem "Bauer Giles von Ham" - das war für viele ungewohnt und doch spannend, denn die Szene mit dem klugen Hund Garm, der Giles vor dem Riesen warnt, ist einfach schön anzuhören. Inzwischen hatte auch jemand tatkräftig begonnen, im Erdgeschoss für uns Werbung zu machen: unser treuer Papp-Legolas fixierte alle Besucher der Fantasy-Abteilung mit scharfen Augen und wies sie mit einem eiligst gezeichneten Schild nach oben in Richtung Lesetag. Vielleicht wollte er auch sagen, dass man ja von Anfang an auf diese Idee hätte kommen können und genau das werden wir mit dem Einsatz des bekannten Elben als Werbebotschafter beim nächsten Mal auch konsequent tun.

Am Vorlesetisch wurde inzwischen heftiges Kontrastprogramm vorgetragen; die dunklen Heerscharen Mordors nahmen die immer kleiner werdende Verteidigung von Minas Tirith aufs Korn, die Nazgûl flogen und Denethor und Faramir sahen in der Stillen Straße Rath Dînen einem ungewissen Schicksal entgegen. Die Auflösung war natürlich, dass das Kapitel mit dem heiß ersehnten Eintreffen Rohans jäh zu Ende ging. Cliffhanger müssen eben sein.

So ging es abwechslungsreich den gesamten Tag über weiter und mit der traditionell am Ende vorzutragenden Geschichte von der Vernichtung des Rings wurde der Lesetag gegen 17.00 Uhr beschlossen - für das eine oder andere Stimmband war das auch eine gute Entscheidung.

Ausklingen ließen wir den Tag beim gemeinsamen kräftigen Essen nebst dazugehörigem Trunke - und selbstverständlich der detaillierten Manöverkritik. Fazit: eine durchaus gelungene Veranstaltung, bei der sich zwar sicherlich vieles hätte besser machen lassen, die aber ordentlich und professionell ankam und vielleicht den einen oder andern auf die Tolkiengesellschaft hat neugierig werden lassen. Für uns verging der Tag wie im Flug - und im nächsten Jahr sind wir wieder mit dabei. Vielleicht sogar auch schon viel früher...