Von Würfeln, Phantastik & Abenteuer

2. Gratisrollenspieltag in Hannover

Im Spielekeller im hannoverschen Fantasy-In am Aegi ist die Spannung fast greifbar: während an einem Tisch eifrig Pläne geschmiedet werden, um einen von dunklen Schergen entführten Zwerg zu befreien, ist man gegenüber damit beschäftigt einem unheimlichen Wiedergänger das Handwerk zu legen. Gratisrollenspieltag in Hannover.

Ein Bericht von Uli

Mit tatkräftiger Unterstützung des Tolkienstammtisches Hannover ging es pünktlich um elf Uhr los - und da saßen schon mehrere Rollenspieler und Interessierte im Laden und warteten ungeduldig auf den Startschuss. Aber auch Neulinge waren mit von der Partie, die erstmal einen ganzen Haufen Fragen beantwortet haben wollten. Um was es sich bei diesem Rollenspiel denn drehe und ob das vielleicht gefährlich sei - man habe da ja schon so einiges gehört. Selbstverständlich ist Rollenspiel gefährlich: es könnte nämlich unglaublich viel Spaß machen und es besteht jederzeit die Gefahr, sich auf andere Spieler einlassen zu müssen um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Man muss sogar miteinander reden! Und am schlimmsten ist vermutlich, dass die eigene Phantasie auf Hochtouren läuft und man genötigt wird, eigenständig und kreativ zu denken. Kaum jemand ließ sich jedoch davon ins Bockshorn jagen...

Die beiden Spielleiter hatten alle Hände voll zu tun, denn die Spielrunden waren mit teilweise bis zu acht Spielern bis an ihre Grenzen ausgelastet. Und dann musste natürlich eine Menge erklärt werden: wozu die vielen Würfel mit ihren vielen Seiten dienen und was es mit den ausgeteilten Charakterblättern auf sich hat. Was aussieht, wie das Werk eines BWL-Studenten, der Excel geradezu verinnerlicht hat, ist in Wirklichkeit ein kompletter Spielcharakter mit all seinen Stärken und Schwächen, Fähigkeiten und besonderen Eigenschaften. "Richtiges Leben" haucht diesem Zahlensalat dann der Spieler ein, der seinen Spielcharakter durch das Abenteuer führt - gemeinsam mit dem Spielleiter, der das Abenteuer kennt - und oftmals auch selbst geschrieben hat. Es ist ein bisschen wie ein Kinofilm, wo alle in der Rolle der Helden zusammen die Handlung vorantreiben, die Spannung genießen und dem furiosen Finale entgegenfiebern. Im Gegensatz zu rauen Hollywood-Welt müssen sich die Spieler aber nicht um die Finanzen oder die Planung kümmern, sondern können ihr Epos voll und ganz genießen. Sie müssen nicht einmal auf teure Spezialeffekte verzichten.

Rollenspiel verbindet - denn von den Spielern und Spielerinnen, die beim Gratisrollenspiel dabei waren, kannten sich nur die allerwenigsten. Schnell kam gute Stimmung auf und die geplanten Abenteuer verstrichen im Nu. Während Detlef seine Spieler in die geheimnisvolle Welt des H.P. Lovecraft in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts entführte und eine spannende Geschichte mit einem grauenhaften Geheimnis sponn, brach Uli mit seinen Helden zunächst in die phantastische Welt Aventurien auf, wo es klassische Fantasy-Abenteuer zu bestehen galt. Später leitete er noch einen Lokaltermin irgendwo im Süddeutschen mit Politikern, Ingenieuren und Presseleuten, die eigentlich nur das Jubiläum eines Staudamms begehen wollten, als irgend etwas ganz grauenhaft schief ging...

Am Ende war die Zeit viel zu schnell vergangen und man fragte sich, wann wohl das nächste Abenteuer starten würde? Auf den normalen Alltag hatte kaum noch jemand Lust - vielleicht bis auf die beiden Spielleiter, die sich nach ein paar anstrengenden Stunden doch auf ein wenig Ruhe freuten. Ein positives Fazit ist klar: in Hannover gibt es viel mehr Rollenspieler als man denkt. Immer wieder ist der Untergang der klassischen Pen-and-Paper-Rollenspiele besungen worden, die Konkurrenz durch Playstation und Facebook seit schließlich erdrückend. Wer beim Gratisrollenspieltag dabei wird, hat einen anderen Eindruck gewonnen - und man muss sich (auch um den Nachwuchs) in Hannover nur wenig Sorgen machen...

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