Stein auf Stein

Ein Besuch im LEGO-Universum

Wer meint, LEGO sei bloß Kinderspielzeug, denkt vermutlich auch, Hobbits wären nur kleine Leute ohne Schuhe. Wie man weiß, können kleine Hobbits große Abenteuer erleben - und aus kleinen LEGO-Steinen werden große Kunstwerke. Wie zum Beispiel auf der Bricks It!

Angekündigt als "Hannovers größte Erlebniswelt für die ganze Familie" hat die Bricks It! nicht zu viel versprochen: eintausend Quadratmeter Ausstellungsfläche im Stadtteilzentrum Mühlenberg mit echt hausbackenen Eintrittspreisen (5€ bzw. 13€ für Familien) waren die perfekte Voraussetzung für ein extrem unterhaltsames Wochenende.

Unzählige Modelle jeder Größe gab es zu bestaunen oder zu kaufen. Zwei Händler waren vor Ort, die "Steinchenbrüder" aus Hannover-Linden und "Deine bunte Steine" aus Hildesheim, die auch als Mitveranstalter auftraten. Besonders unterstützt wurde die Bricks It! von der LEGO Usergroup (LUG) CONNECTED, einem Zusammenschluss von engagierten LEGO-Fans.

Wahre LEGO-Enthusiasten kaufen nicht einfach nur Modelle und setzen sie zusammen, sie entwerfen selbst welche. Oftmals in einem Ausmaß, der nicht wirklich als vernünftig bezeichnet werden kann. Da steht zum Beispiel eine mächtige Untergrundbasis des Imperiums aus dem StarWars-Universum am Eingang. Auf mehreren Stockwerken werkeln die Imperialen an allerhand geheimen Projekten, es gibt eine Kantine, einen Hangar und eine Erzschmelze. Um die vielen versteckten Details zu finden (die Toilette für Droiden ist so ein Fall), muss man sich ganz schön Zeit nehmen. Oder die fast einen Quadratmeter große Waldlandschaft auf dem Mond Endor, die von zwei Zwölfjährigen (!) gestaltet wurde. Auch hier gibt es unzählige Details, die kleine Geschichten erzählen. Unwillkürlich stellt man fest, dass der originale Waldmond aus "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" (1983) dagegen ziemlich langweilig aussieht.

Wie kommt man eigentlich auf die Ideen? Manchmal stehen kleine Zufallsgeschichten hinter einem Modell: da hatte beispielsweise jemand einen roten Schrägstein für das Dach, aber einen nach innen gekehrten Eckstein. So einen braucht man eher selten, weil das normale LEGO-Dach meist nur Außendecken hat. Er wollte den Stein endlich mal verwenden, erzählt er. Herausgekommen ist eine Dorfkirche mit klassisch romanischem Grundriss in Kreuzform. Das Dach (mit dem besonderen Inneneckstein) lässt sich abnehmen, im Inneren ist alles vorhanden, was eine Kirche braucht (Altar, Taufstein, Bänke, bunte Fenster…). Nur eine Orgel fehlt noch. Die soll dann im nächsten Bauabschnitt kommen.

Der riesengroße Dom direkt daneben hat dagegen längst eine Orgel - und die ist so herzallerliebst ausgearbeitet, dass man sie förmlich hören kann. Sie braucht auch einen vollen Klang, denn der Dom misst von der Stufe am Portal bis zum Kreuz auf den beiden Türmen gut 250cm! Rund 60.000 LEGO-Steine stecken in der gotischen Kathedrale. Manch einer war für etwas ganz anderes gedacht: wer genau hinschaut, erkennt Handschellen aus dem Polizeisortiment, die hier am Dom für die filigrane Steinmetzarbeit am Maßwerk im Einsatz sind. Das ist ja das Tolle an LEGO - man kann alles mit allem kombinieren und immer wieder neue Dinge schaffen, vermutlich auch solche, an die die eigentlichen Erfinder niemals gedacht haben. Punkt für die Anwender!

Natürlich ist die Kathedrale nicht fertig - selbst entworfene LEGO-Modelle sind niemals fertig. Im nächsten Jahr soll noch ein Kirchenschiff dazu kommen. Man darf gespannt sein! Wir wollen auf jeden Fall wieder dabei sein und die Chancen für eine weiter Auflage der Veranstaltungen stehen ziemlich gut, "Deine bunte Steine" hat schon durchblicken lassen, dass die Bricks It! 2020 wieder stattfinden soll.

Übrigens: mein Patensohn besitzt jetzt eine "Eisenbahnbetriebserlaubnis", die ihn ermächtigt, auf ausgewählten LUG-Veranstaltungen Züge ohne Aufsicht fahren zu lassen. Das hat doch was :-)