Phantastische Zeiten

MPS vs. Corona

Das alljährliche Mittelalterlich Phantasie Spectaculum (MPS) in Bückeburg sieht dieses Jahr anders aus: ein beeindruckender Skulpturenpark mit vielen tollen Fotomotiven wartet auf seine Entdeckung.

Von Uli Hacke

Die gute Nachricht zuerst: der corona-bedingte Mindestabstand lässt sich beim Eröffnungswochenende ohne große Schwierigkeiten einhalten. Was im Umkehrschluss natürlich bedeutet, dass es gähnend leer ist. Und das ist wirklich schade, denn die Veranstalter haben aus der Not eine Tugend gemacht und alles aufgefahren, was irgendwie geht. Dass das Spectaculum nicht wie gewohnt würde stattfinden können, lag ja auf der Hand. Die turbulente Mischung aus mittelalterlichem Markttreiben, Musikfestival und Party für Phantasiebegeisterte alle Art passt einfach nicht in die Corona-Pandemie.

Statt Feieratmosphäre mit vielen Berührungspunkten erleben wir an diesem Sonntag ganz viel Weite. Das Veranstaltungsgelände wurde gefühlt vervierfacht und man ahnt schnell, dass einige Kilometer Fußmarsch zusammenkommen werden, wenn man alles sehen will. 250.000 Quadratmeter oder 38 Fußballfelder werden bespielt. Zur dieser enormen Weite gesellt sich die Ruhe, denn 6.000 Gäste, die gleichzeitig das Spectaculum besuchen dürfen, verteilen sich auf dieser gewaltigen Fläche natürlich schnell. So entsteht auf der einen Seite der Eindruck, es wäre nichts los, auf der anderen Seite kann man sich wunderbar frei bewegen. Die Einhaltung der allgegenwärtigen Hygieneregeln wird damit zum Kinderspiel.

Wer eine Pause braucht, findet überall eine Sitzgelegenheit. Das reicht von den klassischen Bierzeltgarnituren bis hin zu Sofas und Sesseln aller Art! Irgendwo müssen die Veranstalter ein altes Möbellager aufgekauft haben. Die meisten Polsterbänke werden die Veranstaltung vermutlich nicht überleben, aber so haben sie in ihrer letzten Lebensphase noch einmal einen wunderbaren Beitrag geleistet. Gegen Mittag wissen wir einige Sofas unter einem Zeltdach ganz besonders zu schätzen, als ein kurzer Schauer über das Gelände zieht. So viele Sitzplätze und Stehtische wünscht man sich prompt für jede Veranstaltung dieser Größenordnung. Auch die großzügige Verteilung in die Fläche ist etwas, an das man sich ganz wunderbar gewöhnen könnte.

Neben dem Skulpturenteil mit Dinosauriern (aus dem Dinopark Münchehagen), Drachen (aus Holz oder Metall) sowie bekannten Fabelwesen aus Mythen von der Antike bis hin zur Neuzeit sind natürlich auch die klassischen Bestandteile des MPS finden. Händler bieten ihre Waren an, Grills und Schenken sorgen für das leibliche Wohl. Nirgendwo muss man anstehen, ganz in Ruhe lassen sich die feilgebotenen Güter durchstöbern. Aber: was des Besuchers Freud, ist des Händlers leid. Ob die vielen Kaufleute, Marketender und Wirtsleute am Ende einen Gewinn machen werden oder letztendlich draufzahlen müssen, steht völlig in den Sternen. Die einen berichten davon, dass das MPS eine große Chance sei, in diesem Jahr überhaupt noch ein Geschäft zu machen, andere sind weniger optimistisch. Der eine oder andere wird jeden Taler zweimal umdrehen müssen, denn Corona macht ein einigermaßen verlässlichen Marktbetrieb wie in den Vorjahren unmöglich. Immer wieder passiert es uns, dass wir seit Stunden die ersten Kunden an einem Stand sind.

Fazit: das MPS Bückeburg ist gerade in diesem Jahr eine ausgesprochen empfehlenswerte Veranstaltung. Es ist überhaupt kein Problem, einen ganzen Tag dort zuzubringen. Es wird dermaßen viel angeboten, dass man das Engagement der Veranstalter nicht genug loben kann. Bis zum 4. Oktober öffnet das MPS immer von Freitag bis Sonntag seine Pforten. Wer nicht nur eine wunderbare Auszeit vom Alltag genießen und sich auf einen phantastischen Kurztrip begeben möchte, sondern auch die Szene der Händler und Mittelalterfans unterstützen will, sollte sich das ganz dick im Kalender anstreichen.