Maske + Abstand = Mittelaltermarkt

Seespektakel Hildesheim

Natürlich ist das Seespektakel am Hohnsen in Hildesheim anders als sonst. Wie bei jeder größeren Veranstaltung hat das Coronavirus seine Finger im Spiel. Trotz Einschränkungen war die Stimmung ausgesprochen gut. Und wir waren auch da.

21. September 2020

Von Uli Hacke

Wer derzeit von Hannover nach Hildesheim möchte, muss etwas Geduld mitbringen. Der schnellst Weg über die A7 in Richtung Süden beginnt direkt mit einer Baustelle. Und da staut es sich auch gerne mal. Dass es im Mittelalter mit einem schnellen Pferd flotter gegangen sei, behaupten dann aber nur ganz böse Zungen. Die hätten dann vermutlich auch Parallelen zwischen Covid-19 und dem "Schwarzen Tod" gezogen - die vorherrschende Pandemie treibt zuweilen ja ungeahnte Blüten der Phantasie und lässt einen vermuten, das Mittelalter sei noch gar nicht so lange her.

Von alldem ist in Hildesheim auf der Jo-Wiese am Hohnsensee glücklicherweise nichts zu spüren. Die zahlreichen Besucher - fast 3.000 sollen es am Wochenende gewesen sein, schreibt die Hildesheimer Allgemeine - halten sich fast ausnahmslos an die bekannten AHA-Regeln. Auf dem Gelände herrscht Maskenpflicht, die Buden und Stände sind weit auseinander gezogen und das Gelände wird genutzt so gut es geht.

Das führt mitunter zu putzigen Situationen: zum befindet sich direkt neben dem Spektakel das Freibad mit Riesenrutsche (dank des warmen Spätsommers auch gut besucht) und zum anderen kann jeder die Maske abnehmen, sobald er sich hingesetzt hat und dabei auch einen kleinen Snack verzehren möchte. So verlaufen die Grenzen zwischen potenzieller Ansteckung und sicheren Zonen immer wieder fließend. Das Virus muss sich also anstrengen. Natürlich ist das kein spezielles Phänomen des Hildesheimer Seespektakels, sondern vielmehr die Gratwanderung von größeren Veranstaltungen zwischen Machbarkeit und Sinnhaftigkeit.

Was wurde sonst geboten? Eine ganze Menge: der Fokus lag ganz klar auf den Lagern, wo man sich anschaulich ein Bild vom mittelalterlichen Treiben machen konnte. Mit viel Liebe zum Detail haben die aktiven Mittelalterfans ein vielschichtiges Szenario aufgebaut, in dem es viel zu entdecken gibt. Viel zu selten aber haben die Besucher die Akteure auch angesprochen, um sich erzählen zu lassen von dem, was da auf der Wiese aufgebaut ist. Dabei zeigt die Erfahrung, das die Akteure sehr gerne von ihrem Lagerleben erzählen.

Ebenfalls gut vertreten waren die vielen Händler mit ihren Ständen. Hier gab es in schöner Marktatmosphäre unglaublich viele Dinge zu kaufen - den eigenen Geldbeutel leichter zu machen, war so gar kein Problem. Es ist kein gutes Jahr für den mittelalterlichen Handelsmann. Zu viel Veranstaltungen sind ausgefallen und der eine oder andere blickt mit Sorgen in die Zukunft. Hildesheim sei die erste Veranstaltung in diesem Jahr (und vermutlich auch die letzte), erfahren wir von Damana, deren bunter Bastelstand regelmäßige Anlaufstelle der Hannohirrim ist. Das große Zelt macht viel Arbeit, vor allem dann, wenn man es nach Regen wieder trocken bekommen möchte. Zum Glück besteht diese Gefahr in Hildesheim nicht.

Das leibliche Wohl darf auf einem Mittelaltermarkt natürlich nicht zu kurz kommen - und da hatte das Seespektakel diesmal leichte Schwächen. Getränke gab es reichlich, ebenso Buden mit allerlei Süßkram. Richtig satt wird ein Recke davon aber nicht und er träumt davon, wie gut es auf früheren Veranstaltungen nach saftigen Fleischstücken gerochen hat.

Ob es sich gelohnt hat? Der Besuch für uns allemal, aber ob auch die Händler und Marktbeschicker eine positive Bilanz ziehen können, wissen wir nicht. Es war ein gutes Zeichen, dass die Veranstaltung überhaupt stattfinden konnte. Die Hygieneregeln wurden gut eingehalten - am Abstand haperte es an einigen Stellen noch. Aus Bus und Bahn oder geschlossenen Räumen sind uns Masken längst vertraut. Daran, dass sie auch unter freiem Himmel getragen werden müssen, müssen wir uns noch gewöhnen. Mit Blick auf steigende Fallzahlen und die kühle Jahreszeit ist es vielleicht gar keine schlechte Idee, das auf einer Veranstaltung wir hier in Hildesheim schon mal zu üben.