Ausflug zum Star-Trek-Museum Lauenau

Angela berichtet

Es ist Sonntag und Nicole hat Jogo und mich abgeholt, um nach Lauenau zu fahren. Sechs Mitglieder vom Sience-Fiction-Stammtisch (von denen Detlef und Uwe auch zum Tolkien-Stammtisch gehören) treffen wir vor Ort.

Wenn man von der A2 in Richtung Lauenau abfährt, kommt man direkt zum Gewerbegebiet. Dort am Ende der Hanomagstrasse landet nab neben einer großen Lagerhalle fast in den Feldern. Auf den ersten Blick ist nicht zu erkennen, ob man hier richtig ist, bis man die Pappfiguren einiger Star-Trek-Darsteller in den Fenstern sieht. Zum Schluss weist dann aber auch ein Auto den Weg, abgedeckt mit einer großen Star-Trek-Fahne.

Zuerst betritt man den Merchandise-Laden und wird vom Hund der Besitzer Martin Netter und Frau begrüßt. Vorzugsweise liegt der Vierbeiner direkt im Weg, so dass man über ihn hinwegsteigen muss. Aber er ist sehr freundlich und Streicheleinheiten nicht abgeneigt. Der Laden selbst ist überfüllt mit allen denkbaren Artikeln zu Star Trek: Kommunikatoren, Schlüsselanhänger, Tassen oder Uniformen. Dazwischen findet man aber auch einen Zeppelin vom "goldenen Kompass" oder ein "Herr der Ringe"-Plastikschwert. Hinten in einer Ecke gibt es eine kleine Sitzgruppe neben zwei beleuchteten Wandtafeln und es sieht so aus, als könnte man gleich einen Kaffee aus dem Replikator holen.

Nachdem alle ihre 20 Euro für die große Führung bezahlt haben (Fotografieren kostet extra und bringt dem Besitzer zusammen mit dem Eintritt die Miete der Räume), geht es auf in die Ausstellung. Martin Netter erzählt uns gleich zu Anfang, dass die Ausstellungsstücke anders aussehen als im Fernsehen, obwohl sie Originale sind. Denn hier gibt es keine raffinierte Ausleuchtung und man kann ziemlich nahe herangehen (aber bitte nicht über die rote Linie). Er erklärt uns, dass für den Film das meiste aus Schaumstoff und Gummi hergestellt wird, aber für Serien, die länger laufen als ein paar Monate vieles aus MDF-Platten (sehr stark gepresste Spannplatten, die formstabil und glatt sind).

Die größeren Requisiten werden oft umgespritzt und neu verziert, um in einer andern Folge oder Serie wieder verwendet zu werden: Ein Kommandostand beispielsweise (aus Holz) mit Plexiglas-Scheiben wurde mit aufgeklebten Buchstabe und dunkler Farbe auf "alt" getrimmt, damit er so aussieht, als wäre er aus alter Zeit und hätte lange im Weltall getrieben. Oder ein Teil aus dem Maschinenraum wird waagerecht gelegt und bunt verziert, um als "außerirdischer" Transporter zu dienen.

Als nächstes sehen wir eine Sitzgruppe von "Captain Archer" (der Serie zeitlich vor den Classics, aber als letzte gedreht). Diese Möbel sind extra hergestellt worden, anstatt gekaufte Möbel neu aufzumotzen. In der Borg-Abteilung verrät uns Martin Netter, das in Massenszenen nur wenige Borg keine ausgeschäumten Puppen sind. Nur diejenigen, die sich bewegen, sind Menschen in Rüstungen, die anderen stehen in ihren Alkoven, in denen die verschiedensten Lichter blinken. Um die Rüstungen der Borg "aufzupeppen", wurden sogar Modellbau-Ersatzteile, wie ein Triebwerk, verwendet. Die Teile wurden einzeln oder zusammen mit anderen Baugruppen aufgeklebt und passend angespritzt. Eine etwas ramponierte Borg-Figur hatte für das Bremer Space-Center als Muster gedient und war danach im Keller gelandet. So entging sie der Rückführung durch Paramount Pictures in die USA .

Danach bestaunen wir die verlassene Brücke von Captain Kirk, wo nur ein paar Tribbles übrig geblieben sind. Der Sessel des Captains und die Konsole davor sind eine liebevolle Nachbildung eines Fans. Dieser Stuhl sieht wesentlicher stimmiger aus, als das offizielle Replikat, das Paramount verkauft. Unter Glas finden wir einen Kommunikator und einen Tricorder, die auch bei den Filmen nur wenig eingesetzt wurden. Die Herstellung ist teuer und wenn sie nicht richtig im Bild sind oder nur an der Uniform hängen, werden sie durch Doubles ersetzt. Auch Waffen und Phaser sind aus einem Stück und aus Gummi, wenn sie nicht gerade eingesetzt werden. So machen sie keine unnötigen Geräusche oder fallen gar im unpassenden Moment auseinander. Selbst der Metallfußboden im Raumschiff ist aus bemaltem Teppich, damit es keine unerwünschten Töne oder Spiegelungen gibt.

In der Ecke mit den Utensilien von Deep Space 9 zeigt Martin Netter uns die Uniform von Doktor Bashir. Da der Doc sein Jacke fast immer offen trägt, wurde sie ohne Reissverschlüsse genäht. Das Shirt darunter gibt es in verschiedenen Ausführungen - je nachdem, wie weit geöffnet das Shirt getragen wird, desto kürzer ist der versteckte Reissverschluß. Hier können wir auch einen Teil eines Kostüms der nicht realisierten Serie "Two Faces" sehen. Die in grünem Stoff geschneiderte Hose hat viele Taschen im Gegensatz zu den StarTrek-Serien, wo es meist sehr körperbetonte Uniformen gibt.

Dann gibt es auch einen Teil der Brücke eines Klingonen-Schiffes zu sehen; wesentlich "gröber" und dunkler gehalten. Auch die Uniformen sehen deutlich "robuster" aus. Hier finden wir auch den Nachbau eines "Battlet", der Waffe der Klingonen. Sie ist durchgängig aus Metall, im Gegensatz zur Filmwaffe, die nur einen Aluminum-Kern enthällt. Die Funktion eines preußischen Schellenbaumes, der immer mal wieder bei den Klingonen auf den Schiffen zu sehen ist, konnte jedoch auch von Martin Netter nicht ermittelt werden. Die Rückseite der Klingonen-Brücke durfte nicht fotografiert werden und so werde ich auch hier keine Beschreibung liefern. Denn das sollen sich die Besucher am Wochenende des 01.11.2009.ansehen. Denn dann wird nach einem Umbau einen neue Ausstellung zu sehen sein, zu der auch ein paar Klingonen kommen sollen.

Vom Kampfstern Galactica gibt es den Tunnel zum Katapultieren der Raumjäger zu bestaunen: eine kleine Röhre, technisch verkleidet und mit einer Lampe am Ende versehen. Wenn man sich direkt davor hockt und hineinschaut, sieht es optisch sehr tief aus. Dort gibt es auch den orangefarbenen Overall eines Mechanikers zu sehen, den man auch bei der Kanadischen Müllabfuhr verwendet. Ein paar zusätzliche Aufnäher und fertig ist das Kostüm. Eine maßgeschneiderte Uniform derselben Serie ist längst nicht so robust, da der Stoff aus Kostengründen sehr dünn ist.

In der Maskenbildnerei finden wir einen alten Friseurstuhl, in dem die Darsteller einigermaßen bequem geschminkt werden konnten. Daran schließt sich eine originale Schneider-Werkstatt an, wo wir auch das aufwändige blau-lila Kostüm aus "Nemesis" bewundern können.

Zum Abschluß schauen wir uns noch die Nachbildung von Captain Archers Hund an, der in einer Art Inkubator liegt. Leider ist die "Puppe" nicht mehr ganz so ansehnlich, da sie dem Wasser ausgesetzt war. Das gehörte im Fernsehen in die Therapie zur Heilung. Es gibt ein Bild, auf dem Hund und Double nicht zu unterscheiden sind.

Martin Netter könnte noch stundenlang weiter erzählen, aber die nächsten Besucher warten schon auf ihre Führung. Es war ein schöner Nachmittag und auch für nicht eingefleischte Star-Trek-Fans gibt es viel über das Filmen an sich zu erfahren.

Eure Angela